«Argentinien, Argentinien – das ist doch wo der Maradona herkommt!»
Das ist es, was die deutsche Jüdin Johanna zu hören bekam, als sie fünfzig Jahre nach ihrer Flucht das erste Mal wieder in Europa war. So populär Maradona ist, so vergessen scheinen die hunderttausenden Europäer, die dort Zuflucht fanden vor den Diktaturen und der Armut des letzten Jahrhunderts.
Flüchten, das müssen die anderen. So die gegenwärtige europäische Wahrnehmung.
CapriConnection und die Autorin Anne Jelena Schulte sind nach Argentinien gereist, um eine andere Perspektive einzunehmen. In poetisch verdichteten Texten erzählen sie von Europäern, die auf überfüllte Schiffe kletterten, um ihre Leben zu retten und im «Hotel der Immigranten» in Buenos Aires erste Unterkunft fanden. Eine Performerin und drei Musiker aus Argentinien, Österreich und der Schweiz heben diese Geschichten in einen zeitlosen Klangraum.
Im zweiten Teil des Abends gehört die Bühne dem Künstler Pedro Roth. Auch er ist als Jugendlicher aus Europa nach Argentinien gekommen. Seither entwickelt er Zukunftsutopien, darunter ein Walfisch-Schiff, auf dem Menschen zu Kunstwerken erklärt werden. Somit steht ihnen die Fahrt in jedes Land offen, wenn sich nur ein Museum oder eine Galerie findet, die eine Einladung ausspricht…
Das Böse ist immer und überall. Aber wo kommt es her? Ist es in uns oder schleicht es um uns herum? Was ist das Böse überhaupt? Eine Krankheit, ein Konzept oder einfach nur Schwäche? CapriConnection sagt, es ist Zeit nachzudenken über das sogenannte Böse, seine Banalität und die Frage, ob es etwas jenseits dieses Verständnisses gibt.
CapriConnection macht die Bühne zum Ausgrabungsfeld und zur Geisterbahn. Drei Perfomer_innen, ein Gitarrist, ein Tubist/Bassposaunist, ein Sänger und ein Tonmeister fürchten sich nicht und beschwören das Böse herauf. Sie sichern Tatorte, ziehen Dokumente aus dem Dreck, holen Tonspuren aus dem Äther, lassen Stimmen sprechen und proben die Götterdämmerung. Sie verschieben Wirklichkeiten, überlagern Zeiten und schaffen einen Raum des Bösen. Ist das der Anfang oder das Ende?
CapriConnection präsentieren ein echtes Stück Bayreuth! Letzten Sommer retteten sie grosse Teile des Bühnenbilds aus der Marthaler-Inszenierung «Tristan und Isolde» vor der Verschrottung und überführten diese in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Bayreuth nach Zürich. Jetzt wird der geklaute Bühnenraum besetzt und der Liebes- und Wagnermythos befragt. Instrumentiert durch einen Moog-Synthesizer, eine Spieluhr, Melodica und einen Bass erfindet die Gruppe mit wenigen Mitteln die Oper neu. In «Tristan oder Isolde» erzählen und singen CapriConnection von Sehnsucht und Leidenschaft in einer rationellen Welt, von den Schwierigkeiten, den Richtigen oder die Richtige zu finden, aber auch vom gesellschaftlichen Nutzen der Zweierbeziehung und vom Missbrauch romantischer Gefühle durch die Ökonomie.