Liebes Ferkel,…Briefe an eine Hure.

Brigitte Obrist hat in ihrer Zeit als Sexarbeiterin ihre Kunden über verschiedene Inserate in Zeitungen geworben. Die Briefe, die sie daraufhin erhalten hat, sind heute, über 20 Jahre später, echte Fundstücke. Brigitte Obrist hat CapriConnection über 300 solcher Briefe zur Verfügung gestellt. Auf dieser einmaligen und kuriosen Sammlung basiert «Liebes Ferkel,… Briefe an eine Hure».

Die Wahl des Papiers und des Schreibgerätes, Schrift, Sprache, hinzugefügte Zeichnungen, und beigelegte Fotos machen diese Briefe zu intimen, kuriosen Objekten.

Während die heute gängige E-Mail im Erotikportal den Absender vollkommen unkenntlich machen kann, haben die Briefschreiber von damals wertvolle Spuren hinterlassen.

Die Briefe offenbaren nicht nur den gesellschaftlich-sozialen Status der Bewerber, sondern sie enthüllen Fantasien, Sehnsüchte und Projektionen eines Mannes, der vergisst, dass er eine Dienstleistung in Anspruch nimmt für die er Geld zahlen muss. Dies führt bei manchen Freiern zur offensichtlichen Fehleinschätzung der Situation: «Wenn es Dir um Geld geht, bist Du bei mir an der falschen Adresse.»

Die Briefsammlung, Interviews mit ehemaligen und noch tätigen Huren und nicht zuletzt mit den Freiern selbst lieferten das Textmaterial für das Stück «Liebes Ferkel,… Briefe an eine Hure» .

Hintergrund

Der Freier, das unbekannte Wesen

«Eine Million Mal tritt er pro Jahr in Aktion. Jeder vierte bis fünfte Schweizer gehört dazu. Im Allgemeinen gilt er als brav, bieder, treuherzig, fade, auch unsicher; hin und wieder rastet er aus, wendet Gewalt an. Doch Öffentlichkeit ist das, was der Freier am meisten hasst. Die Tatsache, dass es Männer gibt, die sexuelle Dienstleistungen gegen Geld beziehen, gehört nun einmal nicht an die grosse Glocke gehängt. Da ist nur Schweigen, Grauzone, Schattenland. In der Schweiz suchen täglich mindestens 2500 bis 3000 Männer einen Massagesalon oder ein Erotik-Studio auf und beanspruchen eine Dienstleistung, die sie, wieder bei klarem Bewusstsein, vollständig von ihrer Person abkoppeln. Eine erfahrene «Liebesdienerin» weiss, dass nahezu jeder Freier davon überzeugt ist, dass er als einziger Mann es schaffe, ihr Lust zu bereiten, sie zum Orgasmus zu bringen und sie so sehr an sich zu binden, dass sie sehnsuchtsvoll auf seinen nächsten Besuch warte. Jede gute Prostituierte spielt dieses Spiel mit, gaukelt ihrem Kunden Lust und Leidenschaft vor und versichert ihm, dass sie «es» keineswegs nur wegen dem Geld mache. Der ältere Freier hört gern, dass er einen Zustupf an ihre Aussteuer beiträgt, der jüngere ist zufrieden, wenn er ihr Studium mitfinanziert. Was kein Kunde auf Dauer erträgt, ist routinierte Abfertigung und Zeitdruck. Er besteht auf dem Gefühl, der Grösste – ja, der Einzige zu sein. Nahezu jeder Freier arrangiert die Realität in seinem Kopf neu, um den gekauften Sex vom Makel der Täuschung zu befreien.»

 

Aus einem Artikel von Barbara Lukesch in «Die Weltwoche», Nr. 50/1998

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Spieldaten

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Beteiligte

Idee und Konzept: CapriConnection
von und mit: Susanne Abelein, Rahel Hubacher, Niki Neecke
Regie: Anna-Sophie Mahler
Bühne: Uta Materne
Kostüm: Mirjam Egli
Video: Jeanne Rüfenacht
Licht: Jens Seiler
Musik: Niki Neecke
Assistenz: Andreas Müller
Fachliche Beratung: Brigitte Obrist
Textberatung: Kuy Krneta
Produktion: Rahel Hubacher, Thomas Keller
Fotos: Uta Materne

Mit freundlicher Unterstützung

Fachausschuss Theater & Tanz BS/BL, Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, Basellandschaftliche Kantonalbank, Ernst Göhner Stifutng, Migros Kulturprozent, Schweizerische Interpretenstiftung, Rhenus Logistics

CapriConnection