CapriConnection

Der Anfang
CapriConnection wurde 2005 von der Regisseurin Anna-Sophie Mahler und den Schauspielerinnen Susanne Abelein und Rahel Hubacher gegründet. Eher zufällig als absichtsvoll. Am Anfang stand eine Auftragsarbeit zum Thema Sexarbeit. Aus Gesprächen mit Prostituierten, Streetworkerinnen und der Polizei entwickelten wir die szenische Lesung Nachtschicht, die wir im Schaufenster der Capri-Bar in Basel präsentierten. Aus einer Begegnung in der Bar wurde ein neuer „Auftrag“. Über 300 Briefe von Freiern wurden uns als Material für die theatrale Verarbeitung anvertraut. „Liebes Ferkel“, Briefe an eine Hure, wurde unsere erste grössere Produktion, die 2007 in der Kaserne Basel Premiere feierte.

Recherche
Wir entdeckten ein methodisches Vorgehen, das den Produktionsweg aufregend und die Produktion selber unabsehbar reich machte. Sich über eigen recherchiertes, dokumentarisches Material einer fremden Lebenswelt zu nähern, um sie am Ende für ein Publikum zu einem Theaterabend zu verdichten, war ein bis an hin für uns unerprobtes Vorgehen. Wir wollten weitermachen. Die CapriConnection war aus der Taufe gehoben.

Wir erlebten, dass es von Vorteil war zunächst unwissend zu sein, um sich Themen und ihren Exponenten offen und unvoreingenommen nähern zu können. Wir erfuhren andersrum, dass Theaterleuten neugierig begegnet wird, weil der Kontakt mit ihnen als ebenso fremd erlebt wird. Physiker, Juristen, Heilerinnen, Verlegerinnen und Bestatter haben uns freundlich die Tür geöffnet und sich auf Gespräche eingelassen. Theaterarbeit wurde uns zur Forschungsarbeit und wir wurden zu einer Art Theater-Archäologinnen, die immer grösseren Fragen auf die Spur kommen wollten. Auch vorm Urknall sind wir nicht zurückgeschreckt. Unsere Themen kreisten um Wahnsinn und Struktur, Justiz und Gerechtigkeit, Heilende Kräfte und Übersinnliches, den Tod, die Quantenphysik, die Kunst des Lebens, die Liebe und die Natur.

Es sind sorgfältige Vorbereitungsphasen nötig für diese Art der Theaterarbeit. Wir beginnen ahnungslos und arbeiten uns langsam nach vorne. Wir interviewen, lesen, und diskutieren, wir denken, entwickeln und verwerfen wieder, wir improvisieren und proben, es dauert lange bis ein Abend auf der Bühne steht und lebt.

Musik
Bereits in der zweiten grossen Produktion ergänzten wir den Wissenseifer mit unserer musikalischen Leidenschaft. In Tote Fliegen verderben gute Salben stellten wir Interviews mit psychisch Kranken neben zeitgenössische Kompositionen von Stefan Wirth. Die Systematik und Struktur von Kompositionstechniken in der Neuen Musik liessen die von aussen ebenso schwer lesbaren Gesetzmässigkeiten von paranoiden Wahnsystemen in weniger irrem Licht erscheinen. Das Aufschlüsseln der Musik ermöglichte ein anderes Hinhören auf die Texte. Mit dieser zweiten Arbeit eröffneten sich neben den Schweizer Spielstätten auch Wege auf Bühnen im Ausland.

CapriConnection