Schweigen im Walde

Unser Verhältnis zur Natur ist grundsätzlich widersprüchlich. Gehen wir in den Wald und beobachten das lebendige Treiben, dann bestaunen wir die Natur als grandioses Schauspiel, an dem sich unsere Vernunft ein Beispiel nehmen sollte. Kehren wir aber zurück zur Arbeit und in den von technischen Neuerungen beherrschten Alltag, dann ist es anscheinend vernünftiger, über seine Umwelt wie über ein Objekt zu verfügen und die Natur zu beherrschen. Das ist nicht Neues. Bevor wir den Basler Zoologen und Lebensforscher Adolf Portmann in Das Schweigen im Walde, einem Radiobeitrag aus den Archiven des Schweizer Rundfunks, zum ersten mal hörten, liefen wir gedankenlos durch die Gegend.

Jetzt stehen wir im Wald und merken, dass wir den Naturforscher Adolf Portmann zwar immer noch nicht verstanden haben, aber dazu übergehen Vogelstimmen zu unterscheiden. Wir wissen nicht genau, ob es die Eigenart seines Stils oder das spezifische Gewicht seiner Stimme war, die uns immer wieder in die Natur hinaus trieb und an den Schreibtisch zurücklockte, aber wir nahmen plötzlich anders wahr – so als hätten wir erst jetzt angefangen zu denken.

Etwas von dieser Freude bei der Betrachtung der lebendigen Natur, aber auch von der Not, sie zu verlieren, steckt auch in dem «Catalogue D‘ Oiseaux» des französischen Komponisten Olivier Messiaen. Das Werk besteht aus dreizehn Klavierstücken, die auf seinen eigenen Transkriptionen der originalen Vogelrufe basieren. Im Stück, das in unserem Abend im Zentrum steht, „La rousserolle effarvatte“ (Der Teichrohrsänger), lässt Messiaen den Tagesablauf des Vogels im Zeitraffer ablaufen, und hält sich mit ornithologischer Strenge an die auch von Portmann in seinem Radiobeitrag beobachtete Reihenfolge in der die verschiedenen Vögel einsetzen. Es ist als beobachteten beide dieselbe Landschaft. Portmann macht nämlich den Eindruck als habe er ebenfalls bereits Stunden vor Sonnenaufgang im Wald gesessen, um genau zu notieren, wieviel Zeit vor Sonnenaufgang die jeweiligen Arten anfangen zu zwitschern.

Und dann ereignet sich um 12 Uhr mittags das Erstaunliche: Die Vögel schweigen. Niemand von uns hat das Schweigen im Walde je erlebt, aber wir stellen uns vor, dass wir es wahrscheinlich mit der Angst zu tun bekommen, wenn die Vogel plötzlich aufhören zu zwitschern.

 

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Spieldaten

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Beteiligte

Idee und Konzept: CapriConnection (Abelein | Dankbar | Mahler)
von und mit: Susanne Abelein, Bettina Grahs, Jonas Gygax, Stefan Wirth
Regie: Anna-Sophie Mahler
Dramaturgie: Kris Merken
Bühne: Duri Bischoff
Kostüme: Nic Tillein
Praktikum Kostüme: Lucy Betulius
Produktionsleitung: Christiane Dankbar
Licht: Benjamin Hauser
Ton: Didier Maag

In Koproduktion mit

Kaserne Basel, Gessnerallee Zürich, Theater Tuchlaube Aarau

Mit freundlicher Unterstützung

Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL, Kanton Zürich Fachstelle Kultur, Stadt Zürich Kultur, GGG (Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige), Ernst Göhner Stiftung, Scheidegger-Thommen-Stiftung.

CapriConnection